Hier geht’s zu den anderen Teilen der Reise: eins, zwei, drei
Im letzten Teil unserer Reise durch Schottland ging es für uns Richtung Osten. Hauptziel: die Speyside mit ihren vielen Whisky Brennereien. Leider ist es unmöglich, alle zu besichtigen. Dafür bräuchte man wahrscheinlich schon zwei Wochen. Wir hatten effektiv leider nur einen Tag, da wir dummerweise an einem Sonntag angekommen sind. Da blieben uns die Brennereien nur von außen. Für den Montag also haben wir uns drei ausgesucht, deren Führungen wir mitmachen wollten. Zu unserem Bedauern bieten nicht alle Brennereien Führungen an. Und bei denen, die es tun, bietet es sich an, vorab telefonisch eine Reservierung zu vereinbaren. Schnell kann es passieren, dass für die gewünschte Tour keine Plätze mehr frei sind und man ist entweder umsonst hingefahren oder man muss im ungünstigsten Fall lange warten.
Unterwegs haben wir noch in einem kleinen Städtchen namens Dornoch halt gemacht und dort u. a. einen Stein gefunden, der den Punkt markiert, an dem die letzte Hexenverbrennung stattgefunden hat. Für so eine gruselige Geschichte ist der Ort echt süß, oder?
Natürlich musste auch Nessie besucht werden. Sie war nur ausgerechnet heute unpässlich. Wir hätten sie gern für euch festgehalten 🙂 Ansonsten fanden wir Loch Ness nicht spektakulärer als andere. Nur größer 😉
Los ging unsere Whisky Tour mit Glen Moray. Eine im Vergleich etwas kleinere, übersichtlichere Anlage. Auf dem Gelände steht auch das Haus des Managers. Wenn man bedenkt, dass seit 1897 erst der 5. Manager im Amt ist, musste das Haus noch nicht viele Umzüge über sich ergehen lassen. Die Führung war gut. Es wurden die üblichen Informationen über Zutaten und Herstellungsprozess erklärt. Ich bin erstaunt, wie viel Neues man aus jeder Führung mitnimmt. Immer wieder gab es ein paar Kleinigkeiten, die ein anderer Betrieb nicht verrät. Am Ende gab es das obligatorische Tasting. Wir konnten wählen zwischen drei verschiedenen Abfüllungen. Anschließend gab es zum Vergleich noch eine Sonderedition. Bemerkenswert: Beide Gläser waren „normal“ befüllt. Ich hatte mit einer Probiermenge gerechnet und war – so ohne Frühstück – doch ganz froh, dass ich nicht fahren musste 🙂 Ach so, der Eintritt betrug 5 GBP/Person.
Weiter ging’s nach Craigellachie. Da ich den Maccallan besonders mag, habe ich mich auf diese Tour am meisten gefreut. Und wurde schon bei der Anfahrt skeptisch. Eine Großbaustelle, deren Ausmaße man sich kaum vorstellen kann, musste durchfahren werden, um überhaupt am Visitor Centre anzukommen. Das Gelände der Brennerei ist gigantisch groß und soll bis 2017 noch mal um ein vielfaches erweitert werden. Alles sieht sehr modern und aufgeräumt aus. Die Führung sollte knapp 2 Stunden dauern und 15 GBP kosten. Das kann es wert sein. Wir haben es nicht herausgefunden. Warum auch immer stand mein Name nicht auf der Reservierungsliste. Da ich die 5 Buchstaben meines Names 3 Mal einzeln aufsagen musste, war ich mir sicher, dass die Dame ihn auch aufgeschrieben hat. War wohl doch zu schwer. Da nur 10 Leute pro Führung dabei sein dürfen, waren wir nun raus. Ich war auf einmal auch gar nicht böse drum. Es war alles so modern… industriell… eben so wenig persönlich, wie wir es aus allen bisheren Brennereien kennengelernt haben. Selbst Brennereien, die nicht mehr vor Ort produzieren, hatten mehr Charme.
So sind wir dann in aller Ruhe weiter nach Forgue, wo unser nächster Termin stattfinden sollte. Beeilt haben wir uns nicht, wir hatten ja ewig Zeit. Dachten wir. Auf einmal war vor uns die Straße gesperrt. Jetzt haben wir gemerkt, wie anstrengend es sein kann, wenn es nur so super wenig Straßen gibt. Als Bewohner des mittleren Teils von NRW bin ich ein dichtes Straßennetz gewohnt und eine Umleitung kostet einen vielleicht mal 10 Minuten. Hier waren es 45… Plötzlich wurde die Zeit knapp. Genau 2 Minuten vor Beginn der Führung kamen wir an. Aber wir hätten uns keine Sorgen machen müssen. Nur 3 weitere Besucher warteten auf die Führung und auch unser Guide war sehr relaxed. Die Dame war überhaupt sehr lustig. Man hatte das Gefühl, sie macht diese Tour nicht einfach, weil sie dafür bezahlt wird. Als wäre sie in der Brennerei aufgewachsen, kannte sie jeden Stein und hatte eine Menge Anekdoten nebenbei zu erzählen. Da es für keinen aus unserer Gruppe war, fielen die einleitenden Erklärungen wie „das ist Gerste“ usw weg. Dafür gab es jede Menge Insiderwissen. Besonders hat mir gefallen, dass wir in einem der Lagerhäuser an vielen Fässern riechen durften, die dort als „Experimente“ liegen. Das Fass hat einen beträchtlichen Anteil am späteren Geschmack des Whiskys. Hier lagen nun seit ein paar Jahren Versuche z. B. im Portwein-, Rotwein-, Cognac- und einigen anderen Fässern. In regelmäßigen Abständen nimmt der Manager Proben und entscheidet, ob eins davon eine Sonderedition wird. Ich hoffe sehr auf das Rotweinfass. Das roch absolut lecker! Ein bisschen wie Marsala 🙂 Natürlich gab es wieder eine Kostprobe, für den Fahrer abgefüllt in ein kleines Fläschchen für später. Der Eintritt von 5 GBP auch hier völlig berechtigt.
Unser letzter Streckenabschnitt sollte uns über Dunnotter Castle, St. Andrews nach Edinburgh führen. Und wieder kam es anders. In der Nacht startete der Magen meiner liebsten Reisebegleitung eine Revolution. Wir konnten erst gegen Mittag das Haus verlassen. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an unsere Gastgeber, die uns länger als vereinbart beherbergt haben! Dunnotter Castle haben wir auch angesteuert. Ausgestiegen bin ich aber allein. Spätestens jetzt waren wir glücklich, dass wir uns am Anfang für Stirling Castle entschieden haben. Die Burg ist zwar wunderschön gelegen und von innen mit Sicherheit sehr lohnenswert anzusehen, aber allein hätte es mir nicht so viel Freude gemacht. Ich habe also jede Menge Fotos gemacht, um die Burg aus jedem Blickwinkel mit zum Auto bringen zu können.
Leider hatte sich der Zustand des Zurückgebliebenen nicht verbessert, so dass wir uns entschlossen, ärztlichen Rat zu suchen und anschließend zu unserer Unterkunft in Edingburgh zu fahren. Am nächsten Tag ging es ihm zwar besser, aber wir kennen das ja alle. Wenn man mal so einen Tag außer Gefecht war, ist man auch am nächsten noch nicht wirklich fit und froh, wenn man sich möglichst wenig bewegen muss. Wir haben also Edinburgh Edinburgh sein lassen und alles ganz entspannt angegangen. Ein kurzer Rundgang durch die Stadt musste reichen. So konnten wir schön gemütlich auf unserem Zimmer die letzten Tage schon mal Revue passieren lassen und uns an vielen neuen Erfahrungen erfreuen.
Das war’s dann „schon“. Danke für eure Geduld! Euch kommt die Reise vielleicht lang vor, da ihr viel lesen musstet, aber für uns war es viel zu kurz. Hier werden wir zu Wiederholungstätern, ganz bestimmt!
Für den, der unsere Route etwas genauer nachverfolgen möchte oder selbst eine derartige Reise plant, werde ich in den nächsten Tagen noch eine detaillierte Karte und eine Auflistung unserer Übernachtungsplätze erstellen. Die meisten Gastgeber können und wollen wir uneingeschränkt empfehlen.
Ach, ein kleiner Tipp noch für diejenigen, die bei Insekten auf der Nahrungsliste stehen: Auch wenn keine Saison mehr ist, sprüht euch gut ein gegen diese fiesen, kleinen Biester! Meine neuen Freunde, die „midges“ treten in Schwärmen auf, man sieht sie nicht, man spürt sie nicht. Aber haben sie einen, ist man geliefert. Ich hatte 13 (!) Stiche allein auf einem Fingerknöchel und dem darunter liegenden Teil des Handrückens. Über eine Woche war meine Hand angeschwollen und hat fröhlich gejuckt. Trotz allem, was man so danach tun kann. Also bitte vorsorgen! Es gibt sogar eine App, die einem verrät, wo die Biester grad am aktivsten sind. Die Einheimischen empfehlen „Smidge“ als Abwehrspray. Es ist sogar an Tankstellen erhältlich, kostet zur Zeit 7 GBP. Damit ist es kein Schnäppchen, aber wenn’s hilft?! Hier ein interessanter Artikel zum Thema: http://www.myhighlands.de/tipps/mucken-vermeiden-in-den-highlands/
Und natürlich geht’s auch wieder zum Freutag.
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