Hallo zusammen,
auf einmal war der da, der Tag, an dem meine erste Reise ganz alleine beginnen sollte. Nachdem meine Urlaubsplanung in diesem Jahr mehrmals drunter und drüber ging, habe ich mich entschlossen, ganz alleine mit meinem Auto durch Südengland zu fahren. Tagelang habe ich mir Routen überlegt, Orte rausgesucht, die ich gerne sehen möchte und sogar eine Packliste angefertigt, damit ich nichts vergesse. Und dann ging es auch schon los.
Vorweg gesagt, wer jetzt erwartet, tolle Sachen über all die bekannten, ach so wunderschönen Städte in Südengland zu lesen, wird enttäuscht. Ich habe früh den Reiseführer und meine eigene Liste ignoriert und fast alle Städte gemieden. Auch tolle Hotel- oder B&B-Empfehlungen werden keine folgen. Ich habe fast ausschließlich spontan über Airbnb gebucht. Sorry!
Wer jetzt noch mag, kann sich mit mir auf die Reise durch Südengland begeben 😉
Leider musste ich erst noch einen halben Tag arbeiten und konnte mich erst mittags auf den Weg nach Dünkirchen machen. Bei der Einfahrt in die Fähre war ich doch etwas überrascht. Ich hatte mir den „Eingang“ irgendwie größer und weniger steil nach oben vorgestellt. Auch das Gekurve in der Fähre war eher was für Parkhausliebhaber. Aber ich bin unfallfrei auf meinem Parkplatz angekommen und konnte die nächsten Stunden entspannt abwarten. In Dover angekommen war es bereits halb 10 Ortszeit, für mich gefühlt also halb 11. Ich bin nur noch zu meiner Unterkunft und dort nach einer Tasse Tee ziemlich k. o. ins Bett gefallen.
Am nächsten Morgen habe ich meine Thermoskanne mit frischem Tee gefüllt, im nächsten Supermarkt Proviant besorgt und bin los Richtung Rye. Ein super süßer Ort an der Südküste. Niedliche Häuser in engen Gassen, so wie man es sich vorstellt. Nach einem ordentlichen englischen Frühstück ging es weiter nach Beachy Head. Die nahezu weißen Felsküsten musste ich unbedingt sehen. Ich wurde nicht enttäuscht. Sogar einen Leuchtturm gab es 🙂 Wanderfreudige können dort stundenlang umherlaufen oder auch die verschiedenen touristischen Punkte per Fußmarsch verbinden. Ich bin mit dem Auto weiter zu den Seven Sisters. Nicht minder schön als schon die Küste vorher. Leider waren dort Dreharbeiten, so dass man zwar zum Strand konnte, aber die schöne Kulisse mit den dort stehenden Häusern mit jede Menge Equipment zugestellt war.
Leider vergeht auch beim entspannten Rumsitzen die Zeit viel zu schnell und ich musste weiter nach Brighton. (Hat sie nicht gesagt, keine Städte? Jaaaa… die Entscheidung ist zum Teil in eben dieser gefallen). Dort angekommen habe ich mich wieder erst mal an den Strand gesetzt und den Sonnenuntergang gegenüber vom alten Pier genossen. Dieser alte Pier ist nach mehreren Bränden und Fluten nur noch ein Metallgerippe. Im Sonnenuntergang fand ich es wunderschön. Für den neuen Pier mit seiner „Kirmes“ war ich danach nicht mehr in Stimmung. Reiseführer Punkt 1 ignoriert 😉
Der Plan für den nächsten Tag sah eigentlich den Besuch des Royal Pavillon vor. Dieses Gebäude steht mitten in der Stadt, Parkmöglichkeiten habe ich nur in einem Parkhaus für 5 GBP entdeckt, dafür aber massenhaft Touristen. Nach einigen Umrunden und Überlegungen habe mich entschieden, den Pavillon nicht zu besuchen. Er hat mich sowieso mehr von außen interessiert und da waren eindeutig zu viele Baugerüste. Also den nächsten Punkt im Reiseführer ignorierend bin ich kurzerhand nach Hove mit seinen süßen Badehäuschen, zurück an den Strand. Dort habe ich meinen Tee und Proviant ausgepackt und ewig lange in Gesellschaft von Möwen gefrühstückt.
Irgendwann konnte ich mich losreißen und bin weiter nach Arundel. Dort gibt es eine Burg zu besichtigen und mal wieder einen niedlichen Ort mit gutem Essen 😉 Auch hier habe ich deutlich mehr Zeit im Gebäude und den Gärten verbracht als geplant. Dafür ist es Urlaub, oder?
Am Vorabend war ich noch überzeugt von einer anderen Tagesplanung und so musste ich den ein oder anderen Ort auf meiner Route streichen, um die jetzt doch sehr lange Fahrt in meine nächste Unterkunft Nähe Exeter noch termingerecht zu erreichen.
An Tag 3 dann endlich Regen! Stellt euch nur vor, ich hätte die Regenjacke umsonst eingepackt … In Exeter (ja, schon wieder eine Stadt, aber eher übersichtlich) fand ich die Kathedrale sehr imposant und bin ein wenig am Fluss entlang geschlendert.
Von dort ging es weiter in den Dartmoor Nationalpark. Immer noch leichter Regen. Das war für die Stimmung einfach toll. Etwas mystisch und gespenstisch sollte es ja schon sein. Nur die Aussicht habe ich mir anders vorgestellt. Das Leben der Engländer stelle ich mir ein wenig langweilig vor, da sie die ganze Spannung auf die Straße bringen. Straßen, die nur minimal breiter sind als mein Auto. Und zu allem Überfluss noch 2 m hohe Hecken links und rechts gepflanzt. So dass man ja nicht woanders hin als auf die Straße gucken kann. Das lenkt wenigstens nicht ab. 😉 Wer sich fragt, wo die Spannung bleibt: Es waren keine Einbahnstraßen! Außerdem gingen sie sehr gern um scharfe Kurven und steil bergab oder bergauf. Lustig, wenn ein Trecker und ein Transporter sich entgegen kommen. Da kann man sich erst mal entspannt zurücklehnen, bis die eine Lücke entdeckt und sich an einander vorbei geschoben haben. Im Dartmoor gab es auch Straßen mit etwas mehr Platz und Sicht. Dort musste man allerdings jederzeit mit wahlweise Schafen, Pferden, Ziegen oder Kühen auf der Straße rechnen. Ich fand es herrlich 🙂 Ihr verzeiht mir, dass ich nicht für Beweisfotos angehalten habe.
Genug von den Straßen. Ich habe mir Becky Falls angesehen und Postbridge mit einer alten Steinbrücke, die auch Clapper Bridge genannt wird. Den Wasserfall bei Becky Falls habe ich mir imposanter vorgestellt. Aber auch in England war der Sommer heiß und trocken und die Flüsse führten wenig Wasser. Die Wanderung durch das Gebiet war trotzdem wunderschön. Sehr naturbelassene Wanderwege und jede Menge Tafeln, die auf sämtliche dort lebenden Tiere aufmerksam machen. Am Eingang (ach so, für Interessierte: es hat 8.50 GBP Eintritt gekostet) war der obligatorische Shop und auch ein kleines Café.
Unterwegs gab es noch gefühlte 1.000 schöne Situationen, die mich zum Anhalten gezwungen haben. Zum Beispiel meine ersten Dartmoor Ponys. Die leben dort wild und sind überhaupt nicht scheu. Dann ständig in der Gegend rumliegende Fels- bzw. Steinhaufen. Da war die Gegend gerade noch saftig grün, gelb und violett, da tauchen auf einmal riesige Steinhaufen auf. Als hätte ein Golem seine Spielkiste ausgekippt. Widecome-in-the-Moor ist für die Kirche bekannt, die man schon von weitem sehen kann. Mein persönliches Highlight unterwegs war allerdings diese Telefonzelle. Wie modern, man kann sogar E-Mails versenden … 🙂
Wie es denn so ist, auch dieser Tag hatte ein Ende und ich bin mal wieder irgendwo im Nirgendwo in einem alten Farmhaus ins Bett gefallen. Vielleicht hat euch dieser Vorgeschmack gefallen und wir sehen uns beim nächsten Teil wieder.
Ich freu mich drauf. Gute Nacht 😉
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