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[Gastbeitrag] Weil Worte meine Liebe sind…

30. März 2016
Bevor ich anfange, möchte ich Mayalynn danken: Danke, dass ich hier auf deinem wundervollen Blog diesen Beitrag veröffentlichen darf. Danke, dass du den meinigen Blog so lieb bei dir vorgestellt hast. Danke, dass wir uns kennengelernt haben. Und danke für das schönste Kompliment, welches man einem Menschen wie mir machen kann.
Du hast mir nämlich gesagt, dass ich schön schreiben würde. Für mich ist die eine Erhebung in höchste Adelskreise – denn Schreiben (und da könnt ihr mich jetzt gerne reihum als romantische Spinnerin diffamieren), richtig gutes und schönes Schreiben ist für mich eine Kunst.
Ich kann keinen Pinsel gerade halten und bin schon froh, wenn ich ihn am richtigen Ende greife. Wenn ich tanze, verstauche ich mir allerhöchstens die Füße und von der anscheinend bahnbrechenden Bedeutung abstrakter Kunst für jeden einzelnen von uns verstehe ich nicht viel (sind wir mal ehrlich, was ist an drei Strichen so atemberaubend, dass bei einer Vernissage die Kritiker in Begeisterungsstürme ausbrechen).
Aber was ich kann, oder was ich zumindest glaube zu können, ist Schreiben. In der geschriebenen Sprache fühle ich mich so wohl wie der sprichwörtliche Fisch im Wasser.
Aber sie ist noch viel mehr als mein Element.
Sprache ist ein Geschenk, welches wir einander jeden Tag aufs Neue machen können, wenn wir denn nur achtsam genug damit umgehen. Oder bestreitet hier auch nur einer von euch, dass ein lieb gemeintes „Ich freue mich, dich zu sehen“ nicht viel betörender und herzerwärmender ist als „Hi“?
Ich schreibe gerne, ich spreche gerne, ich singe gerne – und ich vergrabe mich wahnsinnig gerne in das Erlernen von für mich neuen Sprachen.
Um eine galante Brücke zu Mayalynns Blogtitel zu schlagen, der da heißt „Die Welt schmeckt bunt“, lasst euch eines gesagt sein:
Wenn Farben und Geschmacksrichtungen ein Ausdruck für die bunte Welt sind und eine Möglichkeit, ihre Großartigkeit fassbar und für jeden erfahrbar zu machen – dann sind Sprachen der Schlüssel, der uns diese Welt erst öffnet.
Nichts drückt die Mentalität einer Nation so schön und treffend aus, wie die Sprache die sie spricht: Man denke da nur an das elegante Italienisch, das charmante Französisch, das gelassene, ruhige Norwegisch. Ja, ich liebe Sprachen, sie alle. Auch meine eigene.
Ich erinnere mich noch zu gut daran, wie ich im vergangenen Sommer vor den Verantwortlichen der Kölner Journalistenschule im Bewerbungsgespräch saß. Blut und Wasser habe ich geschwitzt, als sie mir die Frage gestellt haben, an deren Beantwortung ich schon im stillen Kämmerlein tausende Male gescheitert war: „Was begeistert Sie so an Sprache?“
Ganz schön gerudert habe ich, ehe ich meine Begeisterung für einen stilistisch gelungenen Satz mit der Verzückung eines Malers verglichen habe, der sein fertiges Gemälde betrachtet.
Eigentlich ein ziemlich schwacher Vergleich. Ich meine, wer fragt schon eine Verliebte, warum sie ihren Freund liebt?
Denn nichts anderes ist Sprache und das Schreiben für mich: Die Liebe meines Lebens.
Ist es nicht ein wenig passend und beinahe schon ironisch, dass genau in der Beschreibung dieser Liebe zur Sprache auch ihre Grenzen liegen?

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