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Eine Reise durch Schottland – Teil 2

25. September 2016

Weiter geht’s auf unserer schönen Reise durch den nördlichsten Teil des britischen Festlands. Inzwischen hatte das Wetter sich deutlich gebessert. Es regnete nicht mehr und ab und an kam sogar die Sonne raus. Laut Wetterbericht sollte es sogar noch besser werden. Wir waren gespannt. Das Land der Abteien wich nun dem Land der Schlachtfelder, Burgen und Monumente. „Robert the Bruce“ begegnete uns mehrfach. Am Schlachtfeld Bannockburn war seine Statue besonders eindrucksvoll. Auf einem Sockel sitzt er auf seinem Schlachtross und schaut bedrohlich in die Welt. Auch hier gab es eine „timeline“, die kurz die Geschichte des entscheidenden Sieges gegen die Engländer erzählt.

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In Stirling haben wir die Burg besichtigt. Eine wollten wir auf jeden Fall auch von innen sehen und nach langer Überlegung haben wir uns für Stirling und gegen Edinburgh und Dunnotter Castle entschieden. Für die Rechner unter euch: Der Eintritt beträgt 14.50 GBP pro Person. Wir können diversen Reiseführern nur zustimmen. Es ist eine schöne Burg, in der viele Teile informativ aufbereitet wurden. In der Küche stehen beispielsweise Figuren, die verdeutlichen, wie es damals ausgesehen hat. In den Räumen der Königin und des Königs sind sogar Schauspieler, die gut informiert sind und alle erdenklichen Fragen der Besucher beantworten. Und wenn mal einer keine Frage hat, dann binden sie einfach Besucher (hier waren es Kinder) in ihr Leben von vor Hunderten Jahren mit ein.

dsc03251Praktisch gegenüber der Burg ist das William Wallace Monument, das man auch besteigen kann. Dazwischen – unvermeidlich – Schlachtfelder.

Nur 2 Minuten Fußweg entfernt liegt das Haus eines Nobelmanns aus dem 17. Jahrhundert. Die Eintrittskarten der Burg waren auch für dieses Haus gültig und da ich nun mal sehr auf Häuser und ihre Einrichtungen stehe, mussten wir da natürlich noch hin. Leider fand ich das sehr enttäuschend. Von den reich verzierten Möbeln und Wandteppichen, die uns angepriesen wurden, war keine Spur zu finden. Ok, ich habe gelernt, dass Herrenhäuser gern spartanischer eingerichtet waren, als wir vermuten, aber soooo spartanisch? Das schönste war das Schlafzimmer. So hatte ich mir ein Herrenhaus vorgestellt. Zuhause habe ich dann die allgemein bekannte Suchmaschine bemüht und auch von anderen Touristen Bilder gefunden, die das Herrenhaus in Glanz und Gloria zeigen. Keine Ahnung, wo der Prunk war, als wir dort waren. Sehr schade.

Wir wollten gern bis zum Nationalpark Loch Lomond kommen, dort übernachten und direkt morgens im Nationalpark unsere weitere Route starten. In Aberfoyle haben wir uns ein Zimmer genommen, diesmal leider ohne Frühstück. Die Auswahl an Unterkünften war auf einmal doch sehr begrenzt. Viele BnBs hatten bereits geschlossen oder waren ausgebucht. Wir hatten zum ersten Mal leichte Zweifel, ob unsere Strategie des spontanen Übernachtens nicht aufgehen könnte. Wir hatten Glück. Unser Zimmer war sehr ruhig und wurden nur von einem heftigen Regenschauer gestört bzw. geweckt.

Leider setzte sich der Regen immer wieder über den Tag fort, so dass wir das meiste des Nationalparks vom Auto aus bewundert haben. Viele Straßen gibt es hier nicht. Und die, die es gibt, sind einspurig. Das ist nur mäßig lustig, wenn man das zum ersten Mal macht und einem die Einheimischen wie Rallyefahrer entgegen kommen oder todesmutig in kleinen „passing places“ überholen – bei Regen… Nur gut, dass es so viele davon gibt. Passing places, nicht Einheimische 😉

Aber ganz wie versprochen war das Wetter sehr unbeständig und wir konnten noch an einigen Stellen halt machen. Bracklinn Falls zum Beispiel. Es war passenderweise gerade trocken, so dass wir ein Stückchen bis zum Wasserfall laufen konnten. Einen weiteren Stopp haben wir am Grab von Rob Roy in Balquhidder gemacht. Rob Roy könnte man als schottischen Robin Hood beschreiben. Seine Geschichte wurde mehrfach verfilmt, u. a. mit Liam Neeson in der Hauptrolle. Bis Crianlarich, wo wir zu Mittag gegessen haaben, haben wir noch ca. 1000 Fotostopps eingelegt, aber erst die Hälfte des Parks durchfahren. Da sich das Wetter weiter verschlechterte, haben wir uns entschieden, unsere Parkroute etwas abzukürzen und nicht mehr bis Luss zu fahren, sondern bei Tarbet die Straße aus dem Park heraus zu nehmen.

Unser neues Ziel für diesen Tag war nun die kleine Hafenstadt Oban. Von dort aus fahren Fähren zu den vorgelagerten Inseln – den Inneren und Äußeren Hebriden. Wir wollten von hier aus eigentlich am nächsten Tag zur Insel Mull übersetzen, haben aber keinen Fährplatz mehr bekommen. Wichtig zu wissen: Auf den Fähren nach Mull und Skye müssen Plätze vorgebucht werden. Das kann man online machen oder über das Touristenbüro. Wenn schönes Wetter angesagt ist, sollte man es frühzeitig tun! Am besten 2 Tage im Voraus. Die Vorhersage für die nächsten Tage hatten wir bei unserer Planung nicht im Blick 🙁

In Oban angekommen war es schon spät. Wir haben nur noch ein Zimmer gesucht, gegessen und haben noch etwas am Hafen rumgelümmelt und den Sonnenuntergang genossen. Am nächsten Morgen haben wir eine Führung durch die Whiskybrennerei mitgemacht. Wir mögen beide Whisky ganz gern und hatten die ein oder andere Brennerei auf dem Plan. Die in Oban stand nicht auf meinem Plan und so wurde ich positiv überrascht. Sowohl von der Führung, der Brennerei und auch vom Whisky selbst. Alles sehr klein und fein. Hat mir gut gefallen. Wieder für die Rechner unter euch: Kostenpunkt
sind 5 GBP pro Person, am Ende bekommt man sogar noch ein Glas der Brennerei geschenkt.

Wir mochten nicht von dem Plan lassen, zur Insel Mull zu fahren. Alternativ zur Fähre in Oban kann man auch bis Corran (ca. 1 Stunde weiter nördlich) fahren, dort übersetzen und auf der anderen Seite des Loch Linnhe wieder eine Stunde Richtung Süden bis Lochaline. Dort dann übersetzen nach Fishnish auf Mull. Es ist durch den Mehrverbrauch an Sprit die teurere Variante. Die Fähren kosten nahezu das gleiche: 39,5 GBP statt 36,9 GBP ab Oban.

Wenn man die Zeit hat, können wir diese Route nur empfehlen. Es war eine wunderschöne Landschaft. Auch die Insel selbst hat uns sofort fasziniert. Wenn man sich einmal an die einspurigen Straßen gewöhnt hat, kommt man auch mit dem Auto dort ganz gut zurecht. Leider mussten wir am selben Tag wieder zurück, da wir uns in North Ballachulish ein Zimmer genommen haben, von wo wir am nächsten Morgen weiter mussten, da wir die Fähre nach Skye bereits gebucht hatten.

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Vielleicht wisst ihr, dass das Haus Skyfall in Glencoe liegen soll? Nein? Kein Problem, ich wusste es auch nicht. Meine Lieblings-Reisebegleitung ist James Bond Fan und erkannte sogar die Stelle, an der James und M ausgestiegen sind und sich die Landschaft ansehen. Von weitem konnten wir schon sehen, dass an der besagten Stelle bereits ein Auto steht. Etwas enttäuscht haben wir dann brav dahinter geparkt. Wie es der Zufall wollte, waren es ebenfalls deutsche James Bond Fans, die ihr Auto exakt an der Stelle wie im Film geparkt hatten und sich freuten, dass wir nun ein Bild von den Beiden machen konnten. In natürlich genau der Pose wie im Film. Bereitwillig durften wir dann auch deren Auto „benutzen“ und sie haben von uns das Bild gemacht. Dem nachträglichen Vergleich kann es nicht ganz standhalten, aber zu unserer Verteidigung muss ich sagen, wir hatten das Original nicht zur Hand und hatten keine Ahnung, wie wir zu stehen hatten. Dafür ist es ganz gut geworden, oder?

Von dort aus ging es weiter über Fort William, am Ben Nevis vorbei – dem höchsten Berg Schottlands, der sich hinter vielen Wolken versteckt hatte – zu einer faszinierenden Schleusenanlage, Neptune’s Staircase. Acht Schleusenkammern bringen Boote treppenartig von oben nach unten und umgekehrt. Lange haben wir es dort nicht ausgehalten. Der Wind war eisig und sehr kräftig. Wir sind weiter der Sonne entgegen, an einer wunderschönen Küstenstraße entlang zum Glenfinnan Monument. Das Denkmal erinnert an jene, die Bonnie Price Charlie während eines Aufstands unterstützen. Die meisten Touristen waren aber wohl wegen des Viadukts gegenüber dort. Jene Eisenbahnbrücke, über die Harry Potter mit dem Hogwarts-Express gefahren ist. Leider waren es eine Menge Touristen. Zu viel Gewusel für uns. Nach noch einer wirklich kleinen Wanderung über den „dragonfly trail“, auf dem wir wirklich hunderte von Libellen gesehen haben, sind wir relativ schnell weiter Richtung Mallaig.

Wir waren gut unterwegs, die Sonne lachte und so haben wir spontan entschieden, den Stränden in Morar einen Besuch abzustatten. Hier sollte es weiße Sandstrände geben, die wir unbedingt sehen und vor allem fühlen mussten 😉 Es gab sie tatsächlich! Nach einem kurzen Fussmarsch durch wildes Gestrüpp, den Schildern „beach“ hinterher, standen wir auf einmal an einem Traumstrand. Wir hatten ein gemütliches Picknick, bevor wir uns zu unserer Unterkunft in Mallaig aufgemacht haben.

Von Mallaig legt die Fähre ab zur Insel Skye. Wie unsere Reise von dort aus weiter geht, erfahrt ihr dann beim nächsten Mal 🙂

Zum ersten Teil unserer Reise kommt ihr hier. Und hier findet ihr Teil 3 und Teil 4.

Und weil es meinen Sonntag schöner macht, wandert der Beitrag zum Sonntagsglück.

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